Petra ist enttäuscht, weil Astrid eine lange ausgemachte Verabredung kurz vorher absagt. Sie zieht sich zurück, weil sie der Meinung ist, dass sich eine echte Freundin so nicht verhält.
Axel, merkt nicht, dass Lilly bekümmert ist. Es macht sie unendlich traurig und sie zweifelt daran, ob er der richtige ist.
Immer wieder tauchen solche oder ähnliche Situationen in unserem Leben auf, die ungute Gefühle hervorrufen. Wir werden wütend, traurig, ärgern uns oder haben Angst. Wir reagieren mit Vorwürfen, Schuldzuweisungen, Rückzug oder Resignation. Immer wieder kommt es zu Unverständnis, Streit oder inneren Zweifeln.
Wieso passiert es immer wieder, obwohl wir uns doch Ruhe und Harmonie mit unseren Mitmenschen, Freunden und Partnern wünschen?
Wenn man die inneren Abläufe in solchen Situationen sehr genau betrachtet, dann bemerkt man, dass zwischen dem äußeren Geschehen (sie kommt zu spät) und dem Gefühl (traurig, enttäuscht) ein Gedanke (ich bin ihr nicht wichtig) liegt. Dieser Gedanke beinhaltet eine Interpretation und diese ist entscheidend dafür, wie man sich in der jeweiligen Situation fühlt.
- Die Freundin sagt ab => "Ich bin ihr nicht wichtig" => Petra ist traurig und verärgert.
- Alex sieht nicht wie es seiner Freundin Lilly geht => er sieht mich nicht (= er liebt mich nicht)=> Lilly ist enttäuscht
Da diese Prozesse sehr schnell und unbewusst ablaufen, bemerken wir nicht, dass der Gedanke „er sieht mich nicht“ vor dem Gefühl da ist. Der Gedanke ist Auslöser für das ungute Gefühl. Wir glauben dem Gedanken „er sieht mich nicht“ und behandeln ihn wie eine Tatsache.
Diese gedanklichen Interpretationen basieren auf unseren Erfahrungen und der erlernten Sicht die Welt zu sehen. Sie sind wie eine unsichtbare Brille, die jeder von uns unwissentlich trägt. Nur ist die Farbe nicht rosa und da sie zu unserem täglichen Erleben gehört denken wir, dass wir eins sind mit ihr. Sehr oft sind schmerzvolle kindliche Erlebnisse damit verknüpft. Diese werden durch ein Ereignis im Außen getriggert. Dementsprechend heftig fallen die weiteren Gedanken und Reaktionen aus. Diese können nach außen oder nach innen gerichtet sein.
Zum Beispiel:
Alex merkt nicht, wie es Lilly geht und erzählt munter von seinen Erlebnissen. Lilly denkt: „er sieht mich nicht, er liebt mich nicht, er ist egoistisch, er ist kaltherzig, er tut mir nicht gut, meine Freundin hat Recht, ich sollte ihn verlassen“. Vielleicht gibt es auch Gedanken wie: „ich bin es nicht wert, ich bin nicht liebenswert“ Es geht ihr miserabel. Im Hals spürt sie einen Klos. Sie baut innerlich eine Mauer zu ihm auf und als er fragt, was sie hat, sagt sie „nichts“. Weil sie denkt „es hat sowieso alles keinen Sinn“. Positive Gefühle zu ihm zeigen sich immer seltener. Sie entfremden sich immer mehr.
Diese Mechanismen lassen sich stoppen. Beginnt man die unbewussten Gedanken in stressvollen Situationen zu identifizieren und auf ihren Wahrheitsgehalt zu untersuchen, betritt man eine neue Dimension im Umgang mit sich selbst und anderen. Stück für Stück können altbewährte Muster aufgedeckt werden und es entsteht mehr Klarheit und neue Wahlmöglichkeiten.
Im Gehirn entwickeln sich neue neuronale Verbindungen. Beziehungen im Außen verändern sich wie von selbst. Das Miteinander wird stressfreier.
Das bedeutet nicht, dass man von nun an alles ok findet, was andere tun oder nicht tun. Aber man erhält einen besseren Zugang zu den eigenen Bedürfnissen, kann altes heilen und gelangt zu einer Kommunikation und einem Miteinander in dem man viel mehr das erhält, was man sich eigentlich wünscht. Alte kindliche Verletzungen bestimmen nicht mehr die Reaktionen und emotionale Spielchen, die viele Beziehungen prägen, können unterbrochen werden. Es kehrt Frieden ein.